Als Jugendvertreter der NGO IBVM/CJ hatte ich die Gelegenheit, am High-Level Political Forum (HLPF) teilzunehmen. Das HLPF ist ein jährlich stattfindendes Forum, das dazu dient, über die zur Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erforderlichen Maßnahmen nachzudenken und zu diskutieren. Es ist auch die Zeit, in der die Länder im Rahmen freiwilliger nationaler Überprüfungen über ihre Fortschritte bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) berichten.
Im gesamten Forum wurde über ein breites Themenspektrum diskutiert. Besonders drei Schlüsselprioritäten stachen für mich hervor: Verbesserung der Datenerfassung, Lokalisierung der SDGs und Umsetzung mutiger Maßnahmen.
1.Datenerhebung: Die SDGs sind Statistiken. Wenn Sie also keine Daten haben, wissen Sie nicht, wohin Sie gehen. Eine verbesserte Datenerfassung ist daher für eine effektive Politikgestaltung und die Erreichung der SDGs von entscheidender Bedeutung. Es ist auch notwendig, sicherzustellen, dass diese Daten nach Geschlecht aufgeschlüsselt und über Medienkanäle effektiv kommuniziert werden, um das öffentliche Bewusstsein und Engagement zu stärken. Als Befürworter des Wandels sollten wir alle danach streben, Daten zu sammeln und diese als Instrument zur Beeinflussung politischer Entscheidungen zu nutzen.
2. Lokalisierung der SDGs: Um die SDGs effektiv voranzubringen, bedarf es eines breiten Bewusstseins und Engagements. Ein wichtiger Vorschlag war, mehr Bürger in den Prozess der freiwilligen nationalen Überprüfung (Voluntary National Review, VNR) einzubeziehen und ihn zu einer Gelegenheit für einen nationalen Dialog zu machen. Darüber hinaus kann die Lokalisierung der SDGs durch gemeindebasierte VNRs Einzelpersonen über diese Ziele informieren und sie befähigen, von ihren lokalen Regierungen Rechenschaft zu verlangen.
3. Mutige Aktion: Wir brauchen mutige Maßnahmen, um Veränderungen herbeizuführen. Der Bericht über die nachhaltigen Entwicklungsziele 2024 hat hervorgehoben, dass nur 171 der Ziele bis 2030 auf dem richtigen Weg sind. Diese Stagnation führt zu anhaltendem menschlichem Leid und erfordert entschlossenes Handeln an mehreren Fronten:
- Frieden: Sofortige Lösung von Konflikten, um stabile Umgebungen zu schaffen, die eine nachhaltige Entwicklung fördern.
- Finanzen: Reform der internationalen Finanzstrukturen, um die Investitionen in die SDGs zu erhöhen.
- Implementierung: Förderung von Innovations- und Empowerment-Initiativen, insbesondere für Frauen und Mädchen, um den Fortschritt bei der Verwirklichung der SDGs zu beschleunigen.
Während des zweiwöchigen Forums nahm ich an zahlreichen Sitzungen und Nebenveranstaltungen teil, die jeweils einem anderen SDG gewidmet waren. Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus den Sitzungen gewonnen habe und die mich am meisten beeindruckt haben:
Umsetzung der SDGs durch Simulation: Frieden schaffen, Klimaschutz betreiben und Partnerschaften aufbauen: Dies war eine herausragende Sitzung, die sich auf die Lokalisierung von Klimalösungen und die Rolle von NGOs bei der Förderung von Klimagerechtigkeit konzentrierte. Es war erfrischend, an einer Diskussion in einer kleinen Gruppe teilzunehmen, die einen vertraulichen Dialog und einen echten Gedankenaustausch förderte – ein Kontrast zu größeren, formelleren Rahmen, in denen sich der Dialog manchmal einseitig anfühlen kann. Diese Erfahrung unterstrich die Bedeutung eines inklusiven Engagements auf Basisebene bei der Entwicklung wirkungsvoller Lösungen.
Bildung umgestalten: In dieser Sitzung wurde Bildung als globaler Katalysator für Zusammenarbeit hervorgehoben. Zu den wichtigsten Punkten gehörten die Notwendigkeit einer angemessenen Vergütung und Unterstützung von Lehrern, die Einrichtung anerkannter Akkreditierungssysteme für Lehrer und die Gewährleistung, dass allen Schülern Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Wasser, Sanitäreinrichtungen und Gesundheitsversorgung gewährt wird. In der Sitzung wurde auch für innovative Finanzmechanismen wie Schuldenswaps plädiert, um Mittel vom Schuldendienst in die Bildungsfinanzierung umzulenken.
Feministische Ökonomien: Die Diskussion über feministische Ökonomien stellte herkömmliche ökonomische Maßstäbe und ihren Einfluss auf die Definition von Entwicklung in Frage. Die Redner hoben erhebliche Mängel des BIP hervor, das Wachstum auf Kosten der Gleichheit priorisiert und damit Aktivitäten fördert, die der Gesellschaft als Ganzes möglicherweise nicht zugute kommen. Darüber hinaus wird beim BIP der erhebliche Beitrag der Hausarbeit nicht berücksichtigt, was ihre Unterbewertung aufrechterhält und die Ungleichheiten bei der Arbeitsverteilung innerhalb der Haushalte verschärft. Diese Kritik betonte die Notwendigkeit alternativer Maßstäbe, die das gesellschaftliche Wohlergehen und die Entwicklung genauer widerspiegeln.
Not auf dem Weg zur Würde: Die Schnittstellen zwischen Armut, Hunger, Klimawandel, Migration und Menschenhandel Bestätigung: Eine der Sitzungen, die mir am besten gefallen hat, war unsere Nebenveranstaltung, bei der es um Interessenvertretung auf der Grundlage sozialer Gerechtigkeit ging. Eine der Kernbotschaften war die Notwendigkeit, die strukturellen Ursachen zu verstehen, die die Bedingungen für Ungerechtigkeit ermöglichen. Wenn Sie diese strukturellen Ursachen erst einmal verstanden haben, können Sie sich für Veränderungen einsetzen. Ich war sehr beeindruckt von der spanischsprachigen Radiosendung des Mary Ward Centre: „Schluss mit dem Menschenhandel: Eine Verpflichtung für alle“, einer populären Aufklärungsstrategie zur Prävention des Menschenhandels in Kanada und Lateinamerika. Sie zeigte, wie stark Basisinitiativen politische Veränderungen bewirken können, und untermauerte die wichtige Verbindung zwischen gemeindebasierten Initiativen und Lobbyarbeit für nachhaltige Veränderungen.
Die Teilnahme am HLPF hat mein Verständnis für globale Herausforderungen vertieft und mich dazu inspiriert, mich noch stärker für nachhaltige Lösungen einzusetzen, insbesondere auf lokaler Ebene. Diese Erkenntnisse unterstreichen die entscheidende Rolle von Jugend- und Basisorganisationen bei der Gestaltung einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft, während wir uns bemühen, die SDGs bis 2030 zu erreichen.
Autor: Lauren Grant, Jugendvertreterin